Interview mit Anke Gasch

 

Anlässlich des Erscheinungsdatums der neuen Federwelt, die ich jedes Mal mit Freude aus dem Briefkasten hole, möchte ich heute Anke Gasch vorstellen. Anke ist nicht nur die Chefredakteurin der Federwelt*, sie bietet auch Schreibcoachings an, hält Vorträge und Workshops und schreibt sogar selbst. Wahnsinn.

 

* Die Federwelt habe ich neulich hier auf meinem Blog vorgestellt. Sie ist ein Fachblatt für Autorinnen und Autoren und alle die es werden wollen, mit dem Ziel, Schreibende mit Marktwissen zu versorgen und zu professionalisieren: beim Verhandeln, beim Halten von Lesungen, beim Plotten, Charakterisieren, Vernetzen et cetera.

 

 

Lia: Dein erstes Buch „Prinzessin Pauline zieht los“ ist ein Bilderbuch für 4 bis 6-Jährige und klingt richtig toll. Pauline, der Kleider so wichtig sind, die dann vom Prinzen gerettet werden muss und am Ende allerdings ihn retten muss, weil ein Drache ihn entführt hat. Wie bist du auf die Idee zu Prinzessin Pauline gekommen? Magst du auch so gerne Kleider wie sie?

 

Anke: Hihi, nein, Kleider waren lange so gar nicht mein Ding. Ich war immer eher ein Jungs-Mädchen, kein Mädchen-Mädchen, bin lieber auf Bäume geklettert als mit Puppen zu spielen. Die Grundidee zur Pauline stammt auch gar nicht von mir, sondern von meiner damals 3-jährigen Tochter. Die kam vom Klo und sagte: „Mama, mir ist gerade eine neue Geschichte eingefallen: Es war einmal eine Prinzessin, die fiel in einen Teich. Da kam ein Prinz und rettete sie. – Aber dann kam ein Drache und schnappte den Prinzen weg!“ Den Plot fand ich genial. Und inspiriert von meiner Tochter erdachte ich Pauline. Meine Tochter liebt nämlich Kleider. Eine Zeit lang hat sie sich bestimmt siebenmal am Tag umgezogen. Was mich fast wahnsinnig gemacht hat, denn alles, was sie anprobiert hat, ist natürlich nicht sauber gefaltet wieder im Kleiderschrank gelandet, sondern als Patchworkteppich auf dem Boden. Prinzessinnen, die von Prinzen gerettet werden, gibt es ja zuhauf. Aber das echte Leben sieht doch anders aus. Denn bitte, wie oft ist es da die Prinzessin, die den Prinzen rettet? Und sei es nur, dass sie ihm sagt, dass er an einer Erkältung nicht sterben muss und es tolle Medikamente und Tees gibt, die seine Beschwerden lindern. ;-) Und so ist aus Pauline eine moderne Powerprinzessin geworden.

 

 

Lia: Das ist ja klasse, ich finde auch, dass der Plot genial ist! Du hast ja auch eine Agentin, die dich vertritt, ich finde es immer spannend, wie der Weg der Agentursuche verlaufen ist. Wie war das bei dir?

 

Anke: Ich hatte die Agentursuche eigentlich schon aufgegeben, weil ich der Meinung war, dass ich vielleicht doch nicht so gut im Geschichtenschreiben bin, wie ich zunächst gedacht hatte. (Den Schluss zog ich, weil zwei Agentinnen meine jeweils eingereichten Werke nicht hatten vertreten wollen. Obwohl die zweite geschrieben hatte, dass ihr mein Schreibstil sehr gefiele und ich gern was anderes einreichen könne. Nur wurde ich dann zum dritten Mal schwanger und schrieb nur noch für „Sofortgeld“. Tja, und irgendwann habe ich für die Federwelt ein Interview mit meiner heutigen Agentin, Gabi Strobel, geführt. Die hatte mich nach dem Gespräch gebeten, ihr doch mal eines meiner Manuskripte zu senden. Ich habe das nicht direkt getan, weil ich dachte – ja, was eigentlich? Es war eine Mischung aus „Ich will ihr nicht zur Last fallen“ und „Vielleicht hat sie das nur aus Höflichkeit gesagt?“ ... Sie hat dann nochmal nachgehakt, zu meinem Glück. Und inzwischen weiß ich: So eine ist Gabi nicht. Sie sagt nur, was sie auch wirklich meint.

 

Lia: Das klingt toll und ermutigend, fast ein bisschen wie Zufall, eure Begegnung. Ich kann deine Agentin da aber auch verstehen, die Geschichte ist wirklich niedlich. Du hast ja auch schon verschiedene Artikel für Zeitschriften wie „family“ oder „kinder!“ geschrieben. Die Glosse über Langeweile fand ich sehr niedlich und total treffend! Wenn du mal Zeit hättest zum Zeitschriftenlesen mit Ausnahme der Federwelt natürlich, welche Zeitschriften wären das?

 

Anke: Ich nehme mir immer wieder gern mal die Zeit für eine Zeitschrift. Querbeet lese ich am liebsten die hier: „Psychologie heute“, „emotion“, „Der Spiegel“, „flow“, „family“, „Gecko“ und „starke eltern starke kinder“, das Magazin des Deutschen Kinderschutzbundes.

 

Lia: Du schreibst Kinderbücher, hast du schon mal daran gedacht auch für ältere Kinder zu schreiben oder ein ganz anderes Genre auszuprobieren?

 

Anke: Ich habe eine Kinderseele. Während meine Freundinnen mit Freude „The Fog – Nebel des Grauens“ geschaut haben, habe ich mich währenddessen unter einem Kissen versteckt. Was die Genres angeht, bin ich von daher sehr eingeschränkt. Und auch, weil ich heute noch am allerliebsten Kinder- und Jugendbücher lese. Für ältere Kinder zu schreiben, kann ich mir vorstellen. Im Moment laufen mir die meisten Ideen aber für Kinder im Alter von sechs bis zehn zu. Zusammen mit Adrienne Friedlaender (https://kreuzbubenundeinas.com/) habe ich auch schon mal angefangen, einen Liebesroman zu schreiben. Den sah lediglich ein Verlag als Bereicherung für sein Programm, allerdings „nur“ in einem seiner E-Imprints. Adrienne und ich waren mit unseren insgesamt sieben Kindern und den anderen Jobs so ausgelastet, dass wir gesagt haben: Den Roman schreiben wir jetzt nicht weiter. Klingt vielleicht arrogant, ist aber gar nicht so gemeint. Die Zeit mit unseren Kindern ist uns sehr kostbar und wenn wir was davon hergeben, muss sich das aus unserer Sicht wirklich lohnen. Hätte ein Verlag wie Bastei Lübbe gesagt „Wir wollen den“ hätten wir organisiert, dass wir das irgendwie hinkriegen. ... Also, so ein bisschen reizen Liebesgeschichten mich schon, auch wenn ich es für eine Riesenherausforderung halte, da noch was Neues zu bringen. Auf Wunsch meiner Agentin kauen wir da mit mehreren Autorinnen und Illustratorinnen gerade auf einer Idee rum ...

Lia: Und zu allerletzt noch ein paar kleinere Fragen:

 

Welches Buch liegt auf deinem Nachttisch? Im Moment liegen da zwei: Die Bibel“ und „Ella Fuchs und das Rätsel des fahrenden Inseltheaters“.

 

Welche Musik läuft beim Schreiben? Keine. Beim Schreiben brauche ich Ruhe. *Seufz*

 

Und wenn du nichts schreibst, was läuft dann für Musik? Ich muss gestehen: Musik höre ich, seit ich Kinder habe, eher selten. (Was für meinen Mann, der Musik liebt, vor allem, wenn er sie laut aufdrehen kann, echt anstrengend ist.) Zu Weihnachten läuft bei uns Rolf Zuckowski. Ab und an höre ich Lieder von meiner „Feiert Jesus! To go“-CD. Und ansonsten mal was von Tim Bendzko, Herbert Grönemeyer und Mark Forster.

 

Gibt es ein Lieblingslied? Ja. Auch mehrere. Eines ist „Just an Illusion“ von Imagination, es beginnt so: „Searching for a destiny that's mine there's another place another time …“Hast du einen Lieblingsfilm? Immer wieder klasse finde ich: „Die Unglaublichen – The Incredibles“ und „Hercules“.

 

Lieblingsserien? Ja! „Hart aber herzlich“, „Ein Colt für alle Fälle“, „Sex and the City“, „Downton Abbey“ ...

 

Lieblingsort? Lieblingsorte: mein Zuhause und die Insel Fanø.

 

Lieblingsessen? Eines meiner (vielen) Lieblingsgerichte ist Hacksauce mit Reis.

 

Lieblingsgetränk? Stilles Wasser, einen guten Rotwein (Merlot, Shiraz, Syrah) oder Kaffee finde ich fast immer verführerisch.

 

Wo schreibst du am liebsten? An meinem Schreibtisch.

 

Hast du Hobbies? Ja. Lesen. Gitarre spielen. Walken oder zum Zumba et cetera gehen. Und das Schreiben ist beides: Hobby und Beruf.

 

Ein Lieblingstier? Pudel. Mein allerliebster Vertreter der Rasse ist leider schon verstorben. Er hieß Boogey.

 

Hast du einen Lieblingsschriftsteller? Mehrere: Astrid Lindgren, Michael Ende, Paul Maar, Richard Bach, Kerstin Gier, Elizabeth George, Eva Muszynski und Karsten Teich, ... Neu entdeckt habe ich Deniz Selek, Nina George und dich.

 

Ein Lieblingsbuch vielleicht? Ich kann mich da nicht auf eines beschränken. Es gibt mehrere. Als Kind tief berührt hat mich „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Viel Spaß hatte ich immer wieder mit „Pippi Langstrumpf“. Später bin ich auf Empfehlung von Marcel Szenessy, dem Sohn von Mario Szenessy, auf „Illusionen“ gestoßen, auf „The Bridge Across Forever“ und auf „Der Steppenwolf“. Aktuell begeistert mich „Die Frauen vom Meer“ von Deniz Selek ganz besonders. Ein atmosphärisch dichtes Buch, das die Seele zum Klingen bringt.

 

Lia: Oh wow, ich gehöre zu deinen Lieblingsautorinnen? Vielen Dank! Bei den anderen kann ich dir auch zustimmen, ich liebe übrigens auch Kinderbücher total, lese gerne hauptsächlich für die Altersgruppe ab 10. Vielen Dank, dass du mir meine Fragen beantwortet hast! Es war schön, ein bisschen mehr von dir kennenzulernen!

 

Anke: Gern! Ich danke dir: für dein Interesse, die schönen Fragen und wünsche mir, dass die Leser bald in Scharen entdecken, was für eine wundervolle Autorin du bist!

 

Lia: <3 Dankeschön.