Interview mit Anja Ollmert

Heute möchte ich euch wieder eine liebe Kollegin vorstellen: Anja Ollmert. Sie schreibt Kurzgeschichten, Fantasy und Krimis.

 

Lia: Herzlich willkommen, es freut mich, dass du mir ein paar Fragen beantworten möchtest! Möchtest du dich vielleicht kurz vorstellen?

 

Anja: Ich bin Baujahr 1966, verheiratet und habe drei erwachsene Kinder und ein Enkelkind. Ich wohne mitten im Ruhrgebiet, wo ich auch aufgewachsen bin. Beruflich habe ich mit Menschen zu tun, die seit längerer Zeit arbeitslos sind. Um sie kümmere ich mich im Rahmen meiner Tätigkeit bei einem Wohlfahrtsverband. Das Schreiben begleitet mich schon seit Jahren, was vielleicht daran liegt, dass ich schon zu meiner Schulzeit viel gelesen habe und meine Mutter ebenfalls schrieb, auch wenn es bei ihr eher um Lyrik und Stadtteilchroniken ging.

 

Lia: Neben deinen Romanen und Kurzgeschichten schreibst du auch Adventskalender, was ist das genau?

 

Anja: Die Adventskalender sind tatsächlich nichts anderes als das, was man sich unter einem solchen Kalender vorstellt. Doch statt der kalorienreichen Schokolade gibt es in den Büchern täglich einen Text, der die Leser durch die 24-tägige Adventszeit begleiten will. Dabei handelt es sich sowohl um Kurzgeschichten als auch um impulshafte Gedichte.

 

Lia: Wie entwirfst du generell eine Geschichte? Wie fängst du an?

 

Anja: Wenn ich eine Idee habe, überlege ich mir etwas zum Aufbau der Geschichte oder des Buches, entwerfe also einen inneren Plot, den ich aber nicht immer schriftlich fixiere. In meinen Kurzgeschichten gibt es häufig Wendungen, mit denen der Leser am Anfang nicht rechnet. Das liegt am Eigenleben, das manche Figuren führen. Dagegen kann man sich als Autor häufig nicht wehren…

 

Lia: Du magst gerne keltische Sagen und mythische Figuren, wie kam es dazu?

 

Anja: Ich habe ein Faible für alles, was keltisch ist. Das mag an meiner Vorliebe für bestimmte Regionen wie die Bretagne, Irland und Schottland liegen, Länder, die ich allesamt schon bereist habe. Wer in den Highlands unterwegs ist oder über die Berge Connemaras fährt, kann sich schnell vorstellen, dass Nebel, Regen und Natur gemeinsam Bilder hervorbringen, die mystisch programmiert sind. Aoife (Sprich: iwi), mein Erstlingsroman, ist nach einer Irlandreise entstanden, während der ich alte Klosteranlagen und Burgen besichtigte. Auch das Feentuch folgt einer existierenden schottischen Sage, die ich an die heutige Zeit angepasst und weitergedacht habe. Das unscheinbare Tuch hängt in einer Burg auf der Isle of Skye und kann besichtigt werden. Alles andere drumherum ist aber reine Fantasie.

 

 

Lia: Im Internet schreibst du ebenfalls Kolumnen unter dem Titel „Neues aus dem Blätterwald“. Worum geht es da?

 

Anja: Die Blätterwaldgeschichten sind weitestgehend aus Alltagsbegebenheiten entstanden. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass sich der ein oder andere Zeitgenosse bei der Lektüre zufällig wiedererkennt. Es handelt sich um eine Art Kolumne, die natürlich stark überzeichnet Dinge und Begebenheiten darstellt, die mir im täglichen Leben begegnet sind. Sie sollen die Menschen mit einem Augenzwinkern aufmerksam machen, was das Leben für uns bereithält. Da es sich in der Regel um kurze Texte handelt, die man in wenigen Minuten lesen kann, sind sie auf meiner Homepage zu finden und stehen dort kostenfrei zur Verfügung.

 

Lia: „Das Feentuch“ hast du selbst veröffentlicht. Warum hast du dich gegen einen Verlag entschieden? Wie bist du bei der Veröffentlichung vorgegangen?

 

Anja: Neben Aoife und einigen Kurzgeschichten, die ich bei Verlagen veröffentlichen durfte, bin ich hauptsächlich als Selfpublisher unterwegs. Ich nutze dabei das Amazon-Angebot und bemühe mich um sorgfältigen Buchaufbau und Lektorat. So bleibe ich frei in meinen Entscheidungen. Das Feentuch hatte ich einem Verlag angeboten, der mir vorschlug, ich solle doch mehr Erotik darin unterbringen, dann würde man es verlegen. Sex sells – sozusagen. Aber lebendige Geschichten sollten m.E. nicht einem solchen Zwang unterliegen. Sie werden dadurch weniger authentisch, die Texte sind nicht mehr durchlässig für die erzählerische Eigenart des Autors.

Der Nachteil bei dieser Art der Veröffentlichung ist, dass man sehr viel Zeit für Werbung aufwenden muss – Zeit, die man nicht zur Verfügung hat, um neue Geschichten zu entwickeln. Außerdem gibt es leider Buchhändler, die sich weigern, den Kunden diese Bücher zu besorgen oder Lesungen zu organisieren. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Selfpublishern und Buchhandel fände ich deshalb wünschenswert.

 

 Lia: Auf deiner Homepage habe ich gesehen, dass du Schottland und Irland, aber auch die Bretagne sehr magst. Hast du dort Lieblingsorte? Was gefällt dir besonders an diesen Ländern?

 

Anja: Darauf bin ich weiter oben ja schon eingegangen. Ich liebe die bretonische rosa Granitküste um Ploumanach mit ihren vielen kleinen Orten. In Irland begeistern mich die Cliffs of Moher, in Schottland das Hochmoor und das Schlachtfeld von Culloden. Es ist beeindruckend wenn die Landschaft so weit ist, dass man sieht, wie der Schatten einer einzelnen Wolke darüber zieht. Aber da gäbe es noch so viel mehr…

 

Lia: Erinnerst du dich an ein erstes Lieblingsbuch?

 

Anja: „Anja und ihr Dackel Nicki“, steht noch immer in meinem Bücherregal. Jemand hat es mir geschenkt, wohl, weil mein Name im Titel vorkam. Ich fand das Mädchen damals sehr mutig, weil sie einfach beschließt, in die Fremde ziehen zu wollen… Der Ausflug ist allerdings schon am Abend beendet, weil sie Heimweh hat. Ein Gefühl, das ich gut nachvollziehen kann: Neues erleben zu wollen, aber den Anker dabei nicht zu vergessen.

 

Lia: Da du auch Gedichte schreibst, liest du sie auch gerne? Hast du dort Lieblingsautoren?

 

Anja: Mascha Kaleko, Christian Morgenstern und Rainer Maria Rilke z.B. haben Texte verfasst, mit denen ich auch nach Jahren noch viel anfangen kann.

 

Lia: Was magst du am Autorensein am liebsten, was gar nicht?

 

Anja: Ich liebe es, Menschen vorzulesen und ihre direkten Reaktionen auf einen Text zu spüren. Ich mag es nicht, selbst Werbung für meine Bücher machen zu müssen. Das habe ich im letzten Jahr auch ziemlich vernachlässigt. Es ist mir lästig. Ganz im Gegensatz zur Beantwortung von Interviewfragen. :-)

 

Lia: Schreibst du bereits an einer neuen Geschichte oder einem neuen Roman? Magst du etwas darüber erzählen?

 

Anja: Schon seit mehr als einem Jahr schreibe ich an einem Krimi, der in meiner Heimat spielt. Ein typischer Kommissar aus dem Ruhrgebiet ermittelt dort in einem Mordfall. Ein anderes Manuskript, ebenfalls ein Krimi zur Zeit der französischen Revolution, liegt fertig in der Schublade. Hier gibt es – wie bei Aoife – zwei Zeitschienen in Vergangenheit und Gegenwart. Wenn es einen guten Verlagsvertrag gäbe, würde ich ihn veröffentlichen. Bei diesem Roman scheue ich das Selfpublishing, denn viele Verlage halten einen Text für „verbrannt“, wenn man ihn selbst veröffentlicht hat…

 

Lia: Ich persönlich liebe ja Steckbriefe und stelle traditionell am Ende eines Interviews ein paar Steckbrieffragen, hier kommen sie also:

 

Welches Buch liegt auf deinem Nachttisch? Sieben minus eins von Arne Dahl.

 

Lieblingsschriftsteller*in? Diana Gabaldon und Rebecca Gablé

 

Lieblingsbuch? "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster sprang und verschwand" v. Jonas Jonasson

 

Lieblingsmusik? Alles von Reinhard Mey, Amy Mc Donald, Herbert Grönemeyer uvm.

 

Lieblingslied? "Lieber allein als gemeinsam einsam" v. Mario Hené

 

Lieblingsfilm? Die unendliche Geschichte

 

Lieblingsserie(n)? Gibt es nicht, außer vielleicht den Münsteraner Tatort

 

Lieblingskrimi? Auch wenn ich mich wiederhole: Der Münsteraner Tatort

 

Lieblingsort? Das Ferienhaus in der Bretagne und mein eigener Garten, außerdem noch mein Arbeitsplatz in der Garage, da ich handwerklich immer irgendeine Aufgabe am Start habe.

 

Lieblingsgetränk? Eindeutig Kaffee oder Cappuccino.

 

Lieblingsschreibort? Mein Arbeitszimmer.

 

Hobbies? Alle Arten von Handarbeiten wie Klöppeln, Stricken usw., Singen und alles handwerkliche, das mit Holz zu tun hat.

 

Lieblingstier? Meine blonde Labradorhündin Nolwenn. Der Name ist übrigens bretonisch und lautet übersetzt „weißer Stern“. Hunde liebe ich grundsätzlich, aber ich mag auch unsere Schildkröte Fridolin gerne.

 

Vielen Dank für die spannenden Fragen, liebe Lia. Ich freue mich über alle, die mal auf meiner Homepage unter https://anjaollmert.jimdofree.com/ vorbeischauen. Dort gibt es zahlreiche Leseproben meiner Bücher, die potentielle Leser vielleicht neugierig machen. Vor allem in Zeiten, da durch Corona keine Lesungen gemacht werden können, freue ich mich auch über schriftliche Rückmeldungen zu meinen Büchern. Alle sind deshalb herzlich eingeladen, mir Kommentare zu hinterlassen.