Interview mit Chris Lind - Teil 2

 

Lia: Man hört immer wieder, dass es teilweise ziemlich lange dauert, bis ein Manuskript bei einem Verlag landet und veröffentlicht wird und manchmal braucht es auch mehrere Anläufe mit verschiedenen Manuskripten. Wie war das bei „Die Geliebte des Sarazenen“, deinem ersten Roman. Was für eine Reise hat er hinter sich?

 

Chris: Oh, das war spannend, weil ich erst 50 Seiten von „Die Geliebte des Sarazenen“ geschrieben hatte, als Rowohlt sich schon meldete und das Manuskript wünschte. Öhem. Also habe ich 250 Seiten in sechs Wochen geschrieben, war aber leider zu spät zum Wettbewerb und sollte das Manuskript dann trotzdem einreichen. Relativ schnell bekam ich eine Mail von einer Lektorin, die Interesse an der Geschichte hatte.

 

Dann wurde es noch spannender, weil „Die Geliebte des Sarazenen“ in der Lektoratsrunde überzeugen musste und dann noch vor Marketing und Vertrieb bestehen musste. Ich kam mir vor wie bei einem Hindernislauf J. Mir fiel ein Riesenstein vom Herzen, als ich dann die Zusage bekam.

 

Lia: „Die Geliebte des Sarazenen“ ist der erste von dir veröffentlichte Roman, aber vielleicht nicht der erste, den du geschrieben hast? Hast du vorher schon weitere Romane geschrieben oder angefangen? Was ist mit ihnen passiert?

 

Chris: Oh ja, es gibt einen schrecklichen Erstling, den ich ab und zu hervorhole und überlege, ihn als Selfie auf den Markt zu bringen, aber selbst mein wohlwollender Ehemann fand die Geschichte etwas unausgereift. Ich müsste das Buch so sehr überarbeiten, dass ich es einfacher neu schreiben könnte.

 

Lia: Wie hat das überhaupt angefangen bei dir mit dem Schreiben. Zeitgleich mit dem Millenium, habe ich gelesen, aber wie war das genau? Hattest du auf einmal den Wunsch ein eigenes Buch in Händen zu halten oder hattest du schon eine entsprechende Idee, was du schreiben wolltest?

 

Chris: Ähem, nein viel profaner. Ich saß mit einer Freundin auf der Dachterrasse ihrer Bremer Wohnung und wir beide waren uns einig, dass wir nicht mehr in unseren Jobs arbeiten wollten. „Wir lesen doch beide gern. Warum schreiben wir nicht einfach einen Krimi-Bestseller?“ Sehr originell, die Idee und vor allem so realistisch. J

 

Den Krimi haben wir begonnen, aber leider nicht beendet, aber dadurch habe ich begonnen, mich mit dem Schreibhandwerk zu beschäftigen, habe viel gelesen, mich durch Schreibratgeber gearbeitet, eine Schreibgruppe gefunden, mich in Schreibforen engagiert und so einen Schritt nach dem anderen unternommen.

 

Lia: Du hast fünf Musenkater zuhause und vier davon heißen wie Brotsorten. Wie kamst du denn auf diese lustige Idee?

 

Chris: Unsere ersten Kater kamen als „Max und Moritz“ aus dem Tierheim; zwei Brüder, einer schwarz und der andere weiß mit schwarzen Flecken. Max und Moritz waren für mich Pferdenamen – meine Oma hatte Ackerpferde, die so hießen – und passten auch nicht zu den Katern. Daher suchten wir eine Weile, probierten „Batman und Robin“, „Sherlock Holmes und Dr. Watson“, „Winnetou und Old Shatterhand“ – aber das was alles nix.

 

Der weiße Kater war sehr scheu und fauchte mich an, als ich ihn füttern wollte. Da rutschte mir raus. „Kater, du bist ein echtes Milchbrötchen!“ … und so kamen Schwarzbrot und Weißbrot zu ihrem Namen.

 

Mein Mann und ich haben dann gewitzelt: „Jetzt fehlt uns nur noch ein Graubrot und dann wären wir komplett.“ Ein halbes Jahr später ist uns der dicke, grauweiße Kater zugelaufen.

 

Da die beiden Alten Graubrot mobbten, haben wir uns überlegt, einen vierten Kater zu holen – aus dem spanischen Tierschutz. Das war Linus, zu dem wir nie einen Brotnamen fanden. Zu ihm passt das nicht.

 

Weil Graubrot sich mit Linus auch nicht so anfreunden konnte, haben wir Findus aus Spanien geholt, damit Linus nicht einsam ist. Findus wiegt nur 3 Kilo, während die anderen zwischen 6 Kilo und 8 Kilo auf die Waage bringen, so dass er schon nach kurzer Zeit „Das kleine Brot“ hieß.

 

(Ach ja, Das kleine Brot liebt Schwarzbrot, so dass unsere schönen Planungen nicht aufgingen.)

 

Lia: Du liest auch selbst gerne, welche Genres bevorzugst du da und hast du einen Lieblingsautoren oder eine Lieblingsautorin?

 

Chris: Ich lese querbeet, einfach alles, was mein Interesse weckt. In meinen Bücherregalen stehen sehr, sehr viele Fantasy-Romane, etliche Krimis und einige „Frauenromane“. Meine Lieblingsautoren wechseln. Aktuell warte ich – wie sicher sehr viele andere auch – auf die nächsten Bände von „Das Lied von Eis und Feuer“ und bin sehr, sehr gespannt, wie George R. R. Martin die Geschichte beenden wird.

 

Sehr gerne lese ich Anthologien, weil ich auf diesem Weg immer wieder neue Autorinnen und Autoren für mich entdecke, wie S. J. Rozan, deren Krimis eine sehr eigene Stimme besitzen. Hier muss ich oft auf englischsprachige Bücher zurückgreifen, weil Anthos in Deutschland ein Nischendasein führen.

 

Vor kurzem habe ich „Menschen im Krieg“ von Marge Piercy gelesen und bin sehr begeistert davon, wie die Autorin ihren Figuren individuelle Stimmen gibt und es schafft, die Spannung über beinahe tausend Seiten aufrecht zu erhalten. Lest es!

 

Lia: Bestimmt arbeitest du schon am nächsten Projekt, magst du schon etwas darüber verraten oder ist noch alles streng geheim?

 

Chris: Den Vertrag habe ich erst vor kurzem unterschrieben und es dauert noch furchtbar lange, bis das Buch erscheinen wird – im Herbstprogramm 2016/2017, was ich – als ungeduldiger Mensch – unendlich weit entfernt finde. Es wird wieder eine Geschichte auf zwei Zeitebenen, weil ich es sehr mag, mich in unterschiedliche Zeiten hineinzulesen. Dieses Mal allerdings reise ich weiter zurück – eine Geschichte spielt 1935, die zweite 1971; sehr unterschiedliche und sehr faszinierende Zeiten. Handlungsort wird wieder Frankfurt sein und es wird starke Frauenfiguren geben. Dieses Mal jedoch wird der Fokus nicht auf der Liebe liegen, sondern auf Frauenfreundschaften, weil mir das Thema viel bedeutet. Geplant hatte ich ein Prequel zu „Ich warte auf dich, jeden Tag“, aber stattdessen sah ich zwei Frauen vor mir, die gemeinsam ihren Traum erfüllen wollen, aber tragisch scheitern.

 

Lia: Vielen Dank für das nette Interview! Wenn du noch ein paar Schlussworte an deine Leser loswerden möchtest, kannst du das jetzt auch gerne tun.

 

Chris: Erst einmal ein Dank an dich für die schönen Fragen. Es hat großen Spaß gemacht, sie zu beantworten.

 

Liebe Leserinnen, ich freue mich immer, von euch zu hören. Vor allem natürlich mit Lob :-).

 

Mehr über mich erfahrt ihr auf meinen Internetseiten: www.christianelind.de oder www.carolynlucas.org. Auch bei Facebook bin ich zu finden (unregelmäßig, aber ich bemühe mich): https://www.facebook.com/chris.lind.129 (privat), https://www.facebook.com/ChristianeLind und https://www.facebook.com/carolynlucas So, das reicht jetzt auch mit Werbung.

 

Eine sonnige Zeit mit viel Freiraum fürs Lesen wünsche ich euch allen.